Frühschoppen für Profis in Dänemark – Gastbeitrag

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Frühschoppen für Profis in Dänemark

von Stefan Dreyer

Dem Charme des alten Mannes in abgewetzter Latzhose und Fischermütze konnten wir nicht widerstehen „Wollt Ihr ein Bier mit uns trinken? Wir machen hier gleich ein kleines Frühschoppen.“

Es war der Morgen des 11. Juli 2014 und wir wollten an diesem Tag von Bregnør nach Korshavn segeln. Die Crew, bestehend aus meinen zwei besten Freunden, war erst gegen Mitternacht an Bord gekommen. Wir hatten uns viel zu erzählen gehabt, da ich zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Wochen nicht mehr in der Heimat gewesen war. So waren wir erst in die Koje gefallen als die Vögel angefangen hatten zu singen.

Bregnør (55°29,2′ N 10°35,9′E) ist ein sehr kleiner, ehemaliger Fischereihafen, gelegen an der Nordseite der dänischen Insel Fünen im Odense Fjord. Es ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich Häfen in den verschiedenen Revierführern dargestellt werden. Heißt es im Klassiker von Jan Werner, Delius Klasing Verlag, dass Du Bregnør außer Acht lassen kannst, schwärmt der Sejlerens Marina Guide von einem „gemütlichen Hafen für alle, die sich ein Naturerlebnis wünschen“. Die Realität liegt irgendwo dazwischen, wobei ich diese kleinen lokalen Häfen einfach meist bevorzuge, dass Du schneller mit den dort anwesenden Personen, seien es Einheimische oder die zwei, drei verirrten Gäste, ins Gespräch kommst. Fakt ist, dass der nur noch in sehr kleinem Stil von Fischern genutzte Hafen, mittlerweile ein modernes Klubhaus erhalten hat, das auch von Gastliegern genutzt werden kann und die Umgebung wirklich sehr idyllisch ist.

Da das angepeilte Etmal unter 15 Seemeilen betrug, reichte es für uns aus, am frühen Nachmittag los zu segeln. Zum Frühschoppen versammelte sich eine Truppe von fünf gestandenen Herren vor dem Klubhaus. Schnell standen die gekühlten Bierflaschen bereit und wir wurden gefragt, was wir denn gerne trinken würden, das lokale Bier aus der Brauerei in Odense oder lieber Tuborg. Brav entschieden wir uns natürlich für das Albani Odense Classic, um nicht Gefahr zu laufen, den Lokalstolz unserer Gastgeber zu verletzen. Mit dieser Wahl ernteten wir Anerkennung, blieben allerdings allein. Unser Gegenüber auf der Holzbank entgegnete (in natürlich perfektem Deutsch), das Albani schmecke wie „nasser Hund riecht“, weshalb er das einfache Tuborg Pils bevorzuge.

In der nächsten Stunde führten wir bei herrlichem Sonnenschein und einer angenehm frischen Brise aus der Richtung des großen Belts mit den gut gelaunten Klubkameraden Gespräche über das Verhältnis zwischen Deutschland und Dänemark und lernten dänisches Seemannsgarn. Ich hatte das Gefühl, drei verhältnismäßig junge Deutsche waren hier an diesem Ort eine willkommene Abwechslung. Als die dritte Runde Bier eröffnet werden sollte, mussten wir uns allerdings höflich ausklinken, da wir noch einen Segeltag vor uns hatten.

Zum Abschluss bedankten wir uns herzlich und ich betonte, dass ich so ein wöchentliches Frühschoppen mit Freunden am Hafen für eine wirklich gute Idee hielte. Die Antwort des Latzhosenträgers kam prompt: „Wieso wöchentlich – das machen wir hier jeden Tag so…“

Text: © Stefan Dreyer

Bildquelle: Thomas Blasche Fotodesign